Na? Ist die Zunge auch über das erste Wort der Überschrift gestolpert? Dabei begegnet man dem Gegenstand dieser Wissenschaft eigentlich fast täglich, macht sich aber nur selten Gedanken über dessen Hintergründe. Die Vexillologie hingegen schon, denn sie bezeichnet die Wissenschaft von Fahnen und Flaggen und beschäftigt sich mit Geschichte, Bedeutung, Nutzung, Entwurf und Erzeugung dieser Objekte. Entsprechend heißt der Fahnenkundler „Vexillologe“ bzw. die Fahnenkundlerin „Vexillologin“.
Doch warum hat die Fahnen- und Flaggenkunde eigentlich diese kompliziert auszusprechende Bezeichnung? Warum gibt es neben den Vexillologen auch noch Vexillographen? Und sind Flaggen wirklich das gleiche wie Fahnen?
Herkunft des Wortes „Vexillologie“
Der Begriff „Vexillologie“ ist ein Kunstwort, gebildet aus dem lat. „vexillum“ (Tuch/Banner/Fahne) und „logie“ (Wissenschaft/Lehre). Die Vexillologie ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft, d.h. der Begriff entstand Ende der 1950er Jahre und wurde von Whitney Smith geprägt. Er gründete 1962 in Winchester, Massachusetts das Flag Research Center und war 1967 an der Gründung der North American Vexillological Association (NAVA) beteiligt.
Die Erforschung von Flaggen und Fahnen gibt es jedoch nicht erst seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Nur wurde sie bis dahin der Heraldik zugeordnet, also der Wappenkunde. Genaugenommen beschäftigte man sich nämlich schon seit dem späten Mittelalter mit der Flaggen- und Fahnenkunde.
Und um wissenschaftlich korrekt zu bleiben: Die Vexillologie macht auch einen Unterschied zwischen den beiden Begriffen Flagge und Fahne, die im allgemeinen Sprachgebrauch oft synonym verwendet werden.
Laut Vexillologie unterscheiden sich beide wie folgt:
Flaggen
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Fahnen
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Ursprünge der Vexillologie
Wie bereits beschrieben, ist der Begriff Vexillologie recht jung, die Beschäftigung mit der Herkunft und Entwicklung von Flaggen und Fahnen reicht jedoch viel weiter zurück.
Einige Meilensteinen der wissenschaftlichen Betrachtung von Flaggen und Fahnen:
- Die ersten Beschreibungen stammen aus dem 14. Jahrhundert und sind z.B. auf Landkarten zu finden oder im Libro do Conoscimiento, einem anonymen Wappen-/Flaggenbuch, das ca. um 1350 entstanden ist.
- Im 17. Jahrhundert erschienen die ersten Nachschlagewerke zu Fahnen und Flaggen.
- Im 19. Jahrhundert erschienen erstmals Admiralitäts-Flaggenbücher.
- 1858: Das erste bedeutende Flaggenbuch (Album des pavillons, guidons et flammes de toutes les puissances maritimes) erschien, verfasst von Alexandre Le Gras.
- 1939: Ein weiteres, bis heute bedeutendes Werk mit dem Titel „Flaggenbuch“ wurde unter der Leitung des Oberkommandeurs der deutschen Marine veröffentlicht. Es wurde von Dr. Ottfried Neubecker verfasst, dem späteren Begründer des Wappen-Herolds (Deutsche Heraldische Gesellschaft e.V.).
Heute gibt es mehrere nationale flaggenkundliche Gesellschaften, deren Dachorganisation die FIAV ist – die Féderation Internationale des Associations Vexillologiques. In Deutschland wurde 1995 ein eigener Verein gegründet: die DGF – Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde.
Vexillographen vs. Vexillologen
Während sich Vexillologen mit der Untersuchung von Flaggen und Fahnen (Farben, Muster, Formen, Veränderungen im Laufe der Zeit) beschäftigen, sind Vexillographen Flaggendesigner.
Bei ihrer Arbeit müssen Vexillographen einige Vorgaben zur Gestaltung beachten. Einfluss haben hier z.B. historische Ereignisse, kulturelle Vorschriften oder schlicht praktische Umstände.
Die North American Vexillological Association veröffentlichte 1996 mit dem Titel „Gute Flagge, schlechte Flagge“ eine Broschüre mit grundlegenden Prinzipien zur Flaggengestaltung. Darin finden sich die folgenden Hauptanforderungen:
- physikalisches Verhalten der Flagge im Freien berücksichtigen
- einfaches Design – auch von Weitem leicht erkennbar
- unverwechselbares Design – Ähnlichkeiten können zwar verwendet werden, jedoch nur, um Verbindungen anzuzeigen
- sinnvolle Symbolik
- maximal 3 Grundfarben, möglichst mit gutem Kontrast
- keine Beschriftungen oder Siegel
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