Die Geschichte der Vereine

Vereine spielen eine wichtige Rolle in Deutschland und für das tägliche Leben, denn sie ermöglichen es, dass Menschen mit gemeinsamen Interessen sich treffen und ihre Leidenschaften in der Gemeinschaft ausleben können. Vereine gibt es viele verschiedene: Karnevalsvereine, Sportvereine, Musikvereine, Wohltätigkeitsvereine…

Wie wichtig Vereine sind, zeigt vor allem die hohe Anzahl an existierenden Vereinen. Über 500.000 gibt es allein in Deutschland. Besonders stark vertreten sind die Freizeitvereine, von denen mehr als 100.000 existieren. Laut Statistik ist jeder zweite Deutsche in mindestens einem Verein. Diese Zahlen zeigen deutlich, Vereine prägen unsere Gesellschaft mit. Doch wie lange gibt es dieses wertvolle Vereinswesen schon? Seit wann schließen sich Leute zusammen, um politische und kulturelle Interessen oder Hobbys gemeinsam auszuleben.

Vereinskleidung
Vereinskleidung

Die Geburt des Vereinswesen

Die ersten vereinsähnlichen Zusammenschlüsse sind die Handelszünfte und Kaufmannsgilden des Mittelalters, die nicht nur die Berufsinteressen vertraten, sondern in manchen Fällen auch Gemeinschaft pflegten, wie zum Beispiel Musikgilden der Meistersinger. Der erste Verein, der je Erwähnung findet, ist 1443 von Tempelherren ins Leben gerufen worden und widmete sich Gemeinschaftsaufgaben für wohltätige Zwecke. Die Bezeichnung Verein gab es damals allerdings noch nicht. Eine nähere Verwandtschaft zu den heutigen Vereinen hatten die Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts, die Zusammenschlüsse der englischen Oberschicht im 18. Jahrhundert (Gentlemen’s clubs), die Freimaurerlogen, die literarischen Gesellschaften der Aufklärung oder die politischen Klubs während der Französischen Revolution. Im 18. Jahrhundert entstanden außerdem die sogenannten Lesegesellschaften. Diese Gesellschaften, die sich während des 17. und 18. Jahrhundert bildeten, gelten als Vorreiter der heutigen Vereine. Ihr Hauptziel war die Pflege von Bildung und Kultur. In den Lesegesellschaften und Sprachgesellschaften diskutierte der Adel über Tagesereignisse und politisch-philosophische Zeitprobleme. Ab dem 19. Jahrhundert spricht man von „Vereinen“.

Die ersten Schritte des Vereinswesen

Die Industrialisierung und Verstädterung wandelte nicht nur die Gesellschaft, sie belebte auch das Vereinswesen. Die Vereine kümmerten sich um die Aufgaben, die der Staat nicht erfüllte. Es entstanden die Wohlfahrtsverbände wie Caritas, Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz. Darüber hinaus wurden viele Kultur- und Freizeitvereine gegründet, die ein Sammelbecken für politisch Gleichgesinnte waren, die sich politisch nicht frei betätigen durften. Ein Beispiel dafür sind die Arbeitervereine. Einen großen Zuspruch erhielten konservative und nationalistische Vereine. Das stetige Wachstum der Vereine zwang schließlich auch die Politik dazu, darauf zu reagieren. Das Jahr 1848 war ein besonderer Meilenstein in der Vereinsgeschichte, denn das Vereinsrecht wurde von der Nationalversammlung als Grundrecht anerkannt. Dies bezeichnet das Recht
der Staatsbürger, sich zur Verwirklichung gemeinsamer Ziele zu vereinigen (Vereinigungsfreiheit), und ebenso das Recht der freien Versammlung (Versammlungsrecht). Dennoch wurden Vereine oftmals überwacht und verboten. Bestes Beispiel sind die jüdischen Vereine, Arbeitervereine sowie politisch verdächtigen Vereine zur Zeit des Nationalsozialismus.

Krawatte mit Vereins-Aufnäher
Krawatte mit Vereins-Aufnäher

Vereinsboom im 20. Jahrhundert

Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Beginn einer neuen Ära, auch für die Vereine. Die im Westen neu gegründeten Vereine sind ein Abbild der entstehenden Freizeit und Konsumgesellschaft. Nicht mehr Politik und Bildung stehen im Vordergrund der Zusammenschlüsse der 50er- und 60er-Jahre, sondern Freizeit und Hobby. Tanzklubs, Gesangvereine, Vereine von Vespa-Fahrern oder auch erste Fanklubs setzen sich mehr und mehr durch. Eine Vielzahl unterschiedlichster Vereine bildete sich und bot den Menschen die Möglichkeit, sich nach Feierabend in der Gemeinschaft Gleichgesinnter zusammenzufinden.

Im Osten prägte die DDR das Vereinswesen. Die Vereine wurden unter das Dach der Großbetriebe und der Massenorganisationen gesteckt. Sportgruppen, Kulturgruppen und Musikgruppen wurden in den Betrieben organisiert. Freie Vereine hingegen wurden kritisch beäugt und versucht zu verbieten, auch wenn das nicht immer gelang. Erst im Februar 1990 gewannen die Vereine mit dem neuen Gesetz über Vereinigungen ihre Freiheiten und Rechte zurück. Seitdem ist die Anzahl an Vereinen weiter gestiegen. Besonders beliebt sind heutzutage Sportvereine. Aber auch Hobby- und Freizeitvereine wie Gesangvereine erfreuen sich regen Zuspruch. Um Mitglieder kämpfen müssen hingegen Umwelt- und Tierschutzvereine ebenso wie politische und humanitäre Zusammenschlüsse.

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