Das größte Sportfest der Welt ist vorbei. Die Olympischen Spiele in Rio sind nun Geschichte und die Flamme zieht weiter Richtung Tokio. Die besten Sportler aus mehr als 200 Nationen haben sich beim Volleyball, Fußball, Hockey, Fechten, Bogenschießen, Radsport und in vielen weiteren Sportarten gemessen. Insgesamt fanden in den vergangenen Wochen Wettkämpfe in über 28 Disziplinen statt und bei den Olympischen Spiele 2020 sollen mit Karate, Skateboard, Sportklettern, Baseball (nur für Männer), Softball (nur für Frauen) und Surfen noch sechs weitere Sportarten in das Programm mit aufgenommen werden. Doch nicht nur die Anzahl der Sportarten verändert sich stetig. Seit den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen, bei denen es nur Wettbewerbe in 9 Sportarten gab, wurde die Eröffnungszeremonie immer pompöser und die Anzahl der teilnehmenden Länder und Sportler stieg stark an. Aber auch die Disziplinen variierten in der 120-jährigen Geschichte der Spiele. Wir verraten euch ehemalige olympische Sportarten, die in der Vergangenheit zum olympischen Programm gehörten:
Taubenschießen
Diese blutige und brutale Sportart ist nichts für Tierliebhaber. Bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris wurde anstatt auf Tontauben auf echte Tauben geschossen. Der Sieger Leon de Lunden erlegte für seine Goldmedaille 21 Tauben. Insgesamt wurden bei diesem Wettkampf knapp 300 Tauben von Himmel geholt. Doch aufgrund von Protesten aufgebrachter Tierschützer wurde die Disziplin bei den darauffolgenden Spielen wieder vom Olympia-Plan gestrichen. Zwar spielen Tauben bei den Olympischen Spielen noch immer eine Rolle, jedoch nicht mehr als Zielscheibe, sondern als Teil der Eröffnungsfeier, wo ein Schwarm Tauben als Symbol für den Frieden freigelassen wird.
Tauziehen
Zwischen 1900 und 1920 zählte Tauziehen zu den olympischen Disziplinen. Das Ziel bestand darin, die gegnerische Mannschaft über einen bestimmten Punkt zu ziehen. Die Begeisterung für diese Disziplin hielt sich allerdings in Grenzen. Bei den Olympischen Spielen 1900 traten nur zwei Mannschaften gegeneinander an und auch bei den darauffolgenden Olympischen Spielen nahmen nie mehr als fünf Teams an diesem Wettkampf teil. Besonders erfolgreich beim Tauziehen war dabei das Team aus dem Vereinigten Königreich. Bei den sechs Olympischen Spielen, bei denen Tauziehen olympisch war, gewannen die Männer zweimal Gold und Silber und einmal Bronze. Das deutsche Team konnte sich bei den Olympischen Spielen in Athen 1906 über die Goldmedaille in dieser Disziplin freuen.
Hindernisschwimmen
Einfaches Schwimmen ist doch viel zu langweilig. Für mehr Abwechslung und Spannung wurde bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris das Hindernisschwimmen ins Leben gerufen. Auf dem 200-m-Schwimmparcours mussten die Teilnehmer durch die dreckige Seine schwimmen und dabei über Boote klettern und unter Schiffe hindurch tauchen. Die Goldmedaille errang der Australier Frederick Lane, der den Parcours in 2,38 Minuten meisterte und damit als Erster das Ziel erreichte.
Pferdeweitsprung/Pferdehochsprung
Der Pferdesport erfreut sich bei Olympia großer Beliebtheit, aber kaum einer käme auf die Idee, dass Pferde menschliche Leichtathletik-Disziplinen ausüben. Doch die Organisatoren in Paris schienen im Jahre 1900 Freude an ausgefallenen Disziplinen zu haben. Neben Hindernisschwimmen und Tauziehen riefen sie auch noch einen olympischen Hoch- und Weitsprung-Wettbewerb für Pferde ins Leben. Der Sieger des Weitsprung-Wettbewerbs war der Belgier Constant van Langhendonck. Mit seinem Hengst „Extra Dry“ sprang er 6,10 Meter über einen Wassergraben. Damit trennen ihn allerdings noch über 2 Meter vom Weitsprung-Weltrekord für menschliche Solo-Springer, denn dieser liegt bei 8,95 Meter. Beim Pferdehochsprung gewannen der Italiener Giovanni Giorgio Trissino und der Franzose Dominique Gardères mit einer Sprunghöhe von 1,85 Meter. Beide Disziplinen wurden nach den Spielen allerdings sofort wieder abgeschafft.
Kunst
Wer früher an Olympia teilnahm, musste nicht unbedingt ein Athlet sein, denn auch Kunst zählte einst zu den olympischen Sportarten. Diese Verbindung von Sport und Kultur bei Olympia ging auf eine Idee von Pierre de Coubertin, dem Wiederbegründer der Olympischen Spiele und Begründer des Internationalen Olympischen Komitees, zurück. Künstler konnten ihre Werke in den fünf Kategorien Baukunst, Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei einreichen, solange diese vom Sport inspiriert waren. Der erste olympische Kunstwettbewerb fand bei den Spielen 1912 in Stockholm statt. Die Anzahl der Teilnehmer stieg in den darauffolgenden Jahren stetig. Bei den Spielen 1928 in Amsterdam wurden mehr als 1100 Werke eingereicht. Zwei Männer gewannen sogar als Künstler und als Sportler Medaillen. Der Amerikaner Walter Winans erkämpfte sich als Schütze in der Disziplin „Laufender Hirsch“ (Doppelschuss) 1908 und 1912 Gold und Silber und gewann zudem Gold für seine Skulptur „An American Trotter“. Der zweite sportliche Künstler war Alfréd Hajós aus Ungarn. Er holte sich bei den ersten Olympischen Spielen 1896 zweimal Gold im Schwimmen und gewann 1924 die Silbermedaille für seinen Entwurf des Budapester Schwimmstadions. Die letzten Kunstwettbewerbe wurden 1948 in London ausgetragen.
Sackhüpfen, Tonnenspringen und Weitspucken
Die Olympischen Spiele von St. Louis 1904 wurden weltweit als „Westernspiele“ verspottet, denn einige der 102 Sportarten, die in diesem Jahr olympisch waren, erinnerten mehr an Jahrmarkt-Attraktionen oder Kindergeburtstage als an ernsthafte sportliche Wettkämpfe. Unter anderem wurden in St. Louis Sieger in Sackhüpfen, Tonnenspringen und Tabak-Weitspucken gekrönt. Sofort im Anschluss an die Spiele wurden die meisten kuriosen Sportarten wieder vom Olympia Programm gestrichen.
In der 120-jährigen Geschichte gab es noch eine Vielzahl weiterer, teilweise kurioser Sportarten, die inzwischen nicht mehr zum Programm gehören. Neben den bereits genannten Disziplinen waren noch Sportarten wie Keulenschwingen, Kopfspringen und Tandemfahren olympisch. Auch in der der Zukunft ist für Abwechslung auf dem Olympia-Programm gesorgt, denn im August wurde beschlossen, dass der Gastgeber immer eine Sportart für die jeweiligen Spiele aussuchen darf. Eine wichtige Voraussetzung für die Einführung einer Disziplin ist dabei, dass mindestens 75 Länder und vier Kontinente diese Sportart ausüben.
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