Kein Kölner Karneval ohne Dreigestirn. Das Trio aus Prinz, Bauer und Jungfrau bildet die offiziellen Repräsentanten des Karnevals. Sie regieren nach der Unterzeichnung des Sessionsvertrags über das närrische Volk, was in Köln mit einem mehrwöchigen Auftrittsmarathon verbunden ist. Doch warum steht gerade ein Trio aus einem Prinzen, einem Bauern und einer Jungfrau an der Spitze des Karnevals?
Wie entstand das Dreigestirn?
Die Einheit des Kölner Dreigestirns existiert seit 1870, aber erst seit 1938 wird der Begriff „Dreigestirn“ verwendet. Grundlage bildet die Reform des Kölner Karnevals im Jahr 1823, denn mit der Reform wurde die Figur des Held Karneval in den Mittelpunkt des närrischen Treibens gestellt. Er sollte jedes Jahr am Rosenmontag seinen Siegeszug durch Köln antreten und erhielt als wichtigste Begleitung die Prinzessin Venetia, die ewige Braut des Helden. Venetia, die von einem Mann dargestellt wird, tritt aber nur bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig neben dem Helden Karneval auf.
1871 wurde aus dem Helden Karneval der Prinz Karneval. Auch er erhielt zu Beginn als Begleitung die Prinzessin Venetia, allerdings nur ab und an, bis sie schließlich ganz aus dem Kölner Karneval verschwand.
Mit der Reform erschienen auch schon Bauer und Jungfrau beim Rosenmontagszug, allerdings nur dann, wenn es im Zuge des Karnevalsmottos sinnvoll war. Erst ab 1870 waren sie fester Bestandteil.
Hintergründe und Merkmale dieser beiden Figuren:
Jungfrau im Karneval
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Bauer im Karneval
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Der Prinz ist aber trotz des Dreigestirns immer alleiniger Regent und wichtigste Person innerhalb des Trios.
Immer Anfang Januar erfolgt die Proklamation des Dreigestirns durch den Kölner Oberbürgermeister. Der Prinz erhält dabei die Pritsche. Sie symbolisiert einerseits die Macht des Prinzen, andererseits die Einheit mit seinem närrischen Volk. Der Bauer erhält den Stadtschlüssel und die Jungfrau seit 1993 einen silbernen Spiegel.
Wer bestimmt das Dreigestirn?
Beim Kölner Dreigestirn sind die dem Festkomitee des Kölner Karnevals unterstehenden Karnevalsvereine dafür verantwortlich, die Wahl trifft letztlich das Festkomitee. Das Dreigestirn wird jedes Jahr neu gewählt. Meist handelt es sich beim Dreigestirn um Mitglieder eines einzigen Karnevalsvereins. Dabei berücksichtigt das Festkomitee meist Gesellschaften mit einem Jubiläum.
Bis auf 1938 und 1939 übernahmen immer Männer die Besetzung des Dreigestirns. In den beiden genannten Jahren wurde der Festausschuss von der NSDAP unter Druck gesetzt und die Darstellung der Jungfrau durch eine Frau gefordert. Hintergrund: Die Kostümierung als Frau lag den Nationalsozialisten zu nah im Bereich der Homosexualität und passte damit nicht in deren Männerbild.
Dass Männer die Rolle übernahmen bzw. heute übernehmen, wurde nicht bewusst bestimmt, es hat sich einfach aus den Traditionen des Karnevals so entwickelt, da der offiziell organisierte Karneval eben eine Angelegenheit von Männern war (und bis heute vielerorts ist). Es gibt noch viele sehr traditionsbewusste Karnevalsgesellschaften, deren Mitglieder ausschließlich Männer sind. Und da Traditionen im Karneval eine sehr große Rolle spielen, werden sie nur selten (wie bspw. 1938/39 nur unter erheblichem Druck) gebrochen. Davon abgesehen versinnbildlicht die von einem Mann dargestellte Jungfrau die typische Karnevalskomik.
Welche Aufgaben hat das Dreigestirn?
Das Dreigestirn eröffnet pünktlich um 11.11 Uhr am Weiberfastnachtstag den Straßenkarneval auf dem Heumarkt in Köln. Während der Karnevalsaufzüge treten die drei Hauptfiguren immer in Begleitung der Prinzen-Garde Köln 1906 e.V. sowie der EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e.V. auf – genauer gesagt ist die erste Garde das Begleitkorps des Prinzen, die zweite Garde bildet das Begleitkorps von Bauer und Jungfrau.
Arbeitsreich wird es für das Dreigestirn in der Karnevalszeit auf jeden Fall. Je nachdem wie lang die Session ist, muss das Trio bis zu 400 Auftritte absolvieren, wobei viele dieser Auftritte in sozialen Einrichtungen stattfinden. Überall, wo das Dreigestirn auftaucht, wird es mit viel Jubel und Begeisterung empfangen. Der Höhepunkt ist aber eindeutig der Kölner Rosenmontagszug, der von den Blauen Funken eröffnet wird.
Prächtige Amtstrachten – die Ornate des Dreigestirns
Die Kleidung des Dreigestirns sind genau genommen keine Kostüme, sondern Ornate, also festliche Amtstrachten. Während sich die „normalen“ Jecken mit Kostümen verkleiden, werden Prinz, Bauer und Jungfrau in das Amt des Dreigestirns proklamiert und tragen folglich die damit zusammenhängende Amtstracht.
Die Ornate des Dreigestirns sind sehr prunkvoll, in der Regel maßgeschneidert und erfordern von den Trägern durch die oft sehr vielen Lagen Stoff viel Durchhaltevermögen bei den täglichen Auftritten während der Session.
Das Kölner Kinderdreigestirn
Das Kölner Kinderdreigestirn existiert seit 1965 und geht auf eine Idee von Hans Wallpott zurück, damals Präsident der Bürgergarde „blau-gold“ 1904. Die Kinder werden ebenfalls von Gardisten und Pagen begleitet, die entsprechend der Bürgergarde blau-goldene Uniformen tragen. Hier übernimmt übrigens immer ein Mädchen die Rolle der Jungfrau (bis auf die beiden Jahre 1965 und 1966).
Das Dreigestirn außerhalb des Kölner Karnevals
Das Dreigestirn ist die bekannteste Regierungsform des Prinzen und natürlich durch den Kölner Karneval sehr berühmt. Die Zusammensetzung des Hofstaats kann sich aber von Region zu Region unterscheiden, z.B. als Prinzenpaar oder Prinz mit Hofstaat. Und dass auch die Gender-Thematik längst im traditionellen Karneval angekommen ist, beweisen viele rein weibliche Dreigestirne und gleichgeschlechtliche Prinzenpaare.
Dreigestirn als Karnevalsorden
Genau wie das Dreigestirn sind auch die Karnevalsorden fester Bestandteil der Karnevalstradition, und zwar in allen faschingsverrückten Teilen der Republik. Ob Standardorden mit eigenem Emblem oder ein komplett individueller Karnevalsorden – im Versandhaus Neumeyer-Abzeichen erhalten Sie die beliebten närrischen Accessoires in jeder gewünschten Ausführung – natürlich auch als Orden mit dem Dreigestirn.
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