Narrenfreiheit für die Frauen! Das ist die Parole für Weiberfastnacht. An diesem Tag übernehmen traditionell die Frauen das Regiment und wer eine Krawatte trägt, muss gut aufpassen oder eben den Kürzeren ziehen.
Weiberfastnacht bzw. Weiberfasching ist fester Bestandteil der 5. Jahreszeit – aber wissen Sie auch, woher diese Tradition eigentlich kommt, wie sie in verschiedenen Regionen gefeiert wird und warum die Damen an diesem Tag mit der Schere auf Krawattenfang gehen?
Im heutigen Beitrag nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch die Geschichte und Vielfalt der Weiberfastnacht.
Wann ist Weiberfastnacht?
2023 findet Weiberfastnacht am 16. Februar statt. Weiberfasching hat immer seinen festen Wochentag: den Donnerstag vor Aschermittwoch. Damit beendet die Weiberfastnacht den Sitzungskarneval und läutet den Straßenkarneval ein.
Ein Tag mit vielen Namen und regionalen Unterschieden
Weiberfastnacht oder Weiberfasching sind nur zwei von sehr vielen Bezeichnungen für den Tag. Je nach Region trägt dieser Brauch viele weitere Namen, z.B.:
- Köln: Wieverfastelovend
- im Aachener Raum: Fettdonnerstag
- Koblenz: Schwerdonnerstag
- Schwaben: Weiberfastnet
- Saarbrücken: Fettdonnerstag
So wie die verschiedenen Faschingshochburgen in Deutschland verschiedene Bezeichnungen für den Donnerstag vor Aschermittwoch haben, so hat jede Region hierzulande auch ihre eigene Art, Weiberfastnacht zu feiern, bzw. haben sich je nach Region unterschiedliche Bräuche entwickelt.
Einige Beispiele:
Weiberfastnacht im Rheinland
Krawatte ab und dann als Entschädigung ein Küsschen auf die Wange der „Beschnittenen“. So ist es Brauch im Rheinland. In dieser Region ist Weiberfastnacht am weitesten verbreitet, wobei die Hochburg – wenig überraschend – in Köln liegt. Die hier stattfindende Wieverfastelovend läutet den berühmten Kölner Straßenkarneval ein.
Im Rheinland gehört die Erstürmung der Rathäuser an Weiberfastnacht zur festen Tradition. Die Frauen schnappen sich Schlüssel und Amtskette des Bürgermeisters und übernehmen so bis Aschermittwoch die Macht in der Stadt.
Früher verkleideten sich die Frauen im Rheinland an diesem Tag als alte, hässliche Frauen. Sie feierten unter sich unter Ausschluss der Männer, die sich währenddessen um Kinder und Haushalt kümmern sollten. Aus dieser Tradition heraus entstanden die Möhnenvereine. In diesen Vereinen wandelte sich die hässliche Verkleidung hin zu einer typischen Bekleidung von Bürgersfrauen aus dem 19. Jahrhundert. Heute wird in den Möhnenvereinen angezogen, was gefällt – oft unter dem Motto: je bunter und schriller, desto besser.
Weiberfastnacht im Hochschwarzwald
Hier gibt es oft nicht nur den einen Weiberfastnachtstag, sondern Veranstaltungen (Wiberfastnet-Abende) an unterschiedlichen Tagen. Zu diesen Veranstaltungen haben nur Frauen Zutritt. Die Organisation wird oft von katholischen Frauengemeinschaften oder Landfrauenvereinen übernommen.
Im Hochschwarzwald wird der Donnerstag vor Aschermittwoch übrigens als Schmotziger Donnerstag oder Fettiger Donnerstag bezeichnet. Das geht auf den Hauptschlachttag und Backtag vor den Fastnachtsfeierlichkeiten zurück.
Weiberfastnacht in der Eifel
In der Eifel war an Weiberfastnacht im 19. und 20. Jahrhundert das Baumstammrecht Tradition:
Die Frauen durften an Weiberfastnacht im gemeinschaftlichen Wald einen Baum fällen, den Baum verkaufen und anschließend den Erlös für einen gemeinsamen Abend nutzen. Der Baum musste eine bestimmte Mindestdicke besitzen – diese wurde gemäß der weitesten Taille der teilnehmenden Frauen festgelegt.
Heute existiert diese Art des Gabenheischens durch einen gefällten Baum nicht mehr. Dafür gibt es bis heute noch in einigen Regionen der Eifel das Gabenheischen in Form eines Wegzolls, d.h. die Frauen geben die Straße erst wieder frei, wenn von den Autofahrern ein Wegzoll gegeben wurde.
Ursprünge des Weiberfaschings
Die gültigen Regeln werden an Weiberfasching auf den Kopf gestellt, denn dann übernehmen die Frauen das Zepter. Heutzutage klingt das sicherlich etwas anachronistisch (auch wenn sich immer noch nicht in allen gesellschaftlichen Bereichen die Gleichberechtigung der Geschlechter durchgesetzt hat), ist aber einfach in den Ursprüngen dieser Tradition im Mittelalter begründet.
Damals hatten die Frauen deutlich weniger Rechte als die Männer. Es war ganz selbstverständlich, dass Frauen den Männern unterstellt waren. Dass sich Frauen erhoben und diese Regeln auf den Kopf stellten, war also alles andere als gewöhnlich. Damit entspricht die Weiberfastnacht letztlich den Grundzügen des närrischen Treibens, wodurch alles verkehrt zugeht und der Spieß umgedreht wird.
Aus dem 14. Jahrhundert existieren Belege, wonach Frauen, sowohl verheiratete Frauen als auch Witwen oder unverheiratete Töchter, von den Städten eine Einladung zu einem Mahl erhielten, und zwar immer am Donnerstag vor Aschermittwoch. Das hat sich unter dem Begriff Weiberzechen verbreitet und schließlich in einigen Regionen zur Tradition der Weiberfastnacht geführt.
Zudem gibt es schriftliche Zeugnisse aus dem frühen 18. Jahrhundert, die auf Fastnachtsfeiern von Klosterfrauen verweisen. An diesem einen Tag im Jahr haben die Nonnen demnach eine Auszeit vom sonst strengen Leben genommen und diese Zeit zum Tanzen, Singen, Lachen sowie dem Genuss von Schokolade, Kaffee und Tee genutzt. Auch das Kartenspiel kam an diesem Tag nicht zu kurz.
Moderne Weiberfastnachtstraditionen stammen aus dem 19. Jahrhundert
Die heute in ganz Deutschland verbreiteten Traditionen am Weiberfasching haben ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war der Bonner Stadtteil Beuel Arbeitsort für die Wäscherinnen, die dort 16 Stunden am Tag schufteten. Die Aufgabe der Männer bestand lediglich darin, die saubere Wäsche nach Köln zu bringen, was natürlich wesentlich leichter war.
Die Frauen wollten das schließlich nicht mehr hinnehmen und gründeten 1824 das „Beueler Damenkomitee“. Sie trafen sich in dieser Gemeinschaft, um ihren Frust über die Situation der Wäscherinnen kundzutun. Sie verrichteten die harte Arbeit und bekamen dafür nicht einmal Anerkennung. Das Ganze fand zwar immer nur an einem Tag im Jahr statt, nämlich dem Donnerstag vor Aschermittwoch, war jedoch ein Meilenstein in der Frauenemanzipation.
Bis heute wird diese Aktion der Wäscherinnen im Bonner Stadtteil Beuel gewürdigt: Jedes Jahr wird hier an Weiberfastnacht eine Wäscheprinzessin gekürt, es gibt einen großen Festumzug und einen Orden zu Ehren der aktuellen Wäscheprinzessin.
Warum dürfen Frauen an Weiberfastnacht den Männern die Krawatten abschneiden?
Diesen Weiberfastnachtsbrauch gibt es seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Krawatte gilt als Symbol der männlichen Macht und diese wird an diesem Tag durch das Kürzen des Modeaccessoires wortwörtlich beschnitten.
Diese Tradition hat übrigens schon zu Rechtsstreitigkeiten geführt, denn genau genommen müssen die Männer dem Abschneiden zustimmen, damit keine Eigentumsverletzung vorliegt. Das konterkariert natürlich die ursprüngliche Absicht der Frauen, die männliche Macht zu beschneiden, weswegen kaum jemand an diesem Tag um sein Einverständnis gebeten wird.
In den Gerichtsentscheidungen wird daher oft darauf hingewiesen, dass die betroffenen Männer allein mit ihrer Anwesenheit am „Ort des Geschehens“ wissen, was sie an Weiberfastnacht erwarte und damit ihr Einverständnis geben. In der Regel betrachten die meisten Männer diese Aktionen auch nur als harmlosen Spaß und nutzen diesen Tag teilweise sogar dazu, besonders hässliche Krawatten-Exemplare loszuwerden.
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